NNP: Erfolgreiches Projekt „Digitale Helden“ geht weiter

Mehr als ein Drittel der rund 150 anwesenden Schülerinnen und Schüler tragen ein grünes Band.

Manche wie ein Armband um das Handgelenk gewickelt, manche als Schal um den Hals und einige wie eine Schärpe nach dem Gewinn eines Schönheitswettbewerbs. Viele halten ihr Smartphone in den Händen, tippen eine Nachricht, oder surfen noch schnell im Internet.

Es ist der „Safer Internet Day“ und die ausgebildeten Digitalen Helden treffen sich mit Lehrern, Verantwortlichen und Förderern des Programms zu einem Aktionstag mit Vorträgen, Workshops und Diskussionsrunden in der Limburger Tilemannschule. Nach fünf Jahren des Programms zeichnen die Redner an diesem Vormittag eine Erfolgsgeschichte nach, die mit mehreren nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet wurde.

2013 startete das Programm „Digitale Helden“. Schülerinnen und Schüler der 8. – 10. Klassen wurden als Medienscouts ausgebildet, die ihrerseits ihre Mitschüler über den sicheren und verantwortungsbewussten Umgang mit dem Internet, Online-Medien und sozialen Netzwerken informieren. Gleichzeitig sollen sie bei Konflikten moderieren. Möglich wurde das Programm erst durch die finanzielle Unterstützung des Lions-Clubs Limburg-Domstadt, der die Ausbildung und Schulung der Jugendlichen in den vergangenen fünf Jahren mit über 80 000 Euro gefördert hat.

„Die Kommunikation von Jugendlichen“, so Udo Triesch, damaliger Präsident des Lionsclub und Mitinitiator, „hat sich durch die rasante Entwicklung des Internets, der digitalen Medien insgesamt und der sozialen Netzwerke extrem verändert.  Problematisch wird es bei deren Nutzung insbesondere dann, wenn Konflikte digital ausgetragen werden. Onlinemobbing, Ausgrenzung, Diffamierung und kompromittierende Fotos sind nur einige Problemfelder.“ Auch die oft nicht genehmigte Nutzung von Inhalten gehöre in dieses Umfeld. Da diese Themen nicht auf dem Lehrplan stehen und auch nicht Teil der aktuellen Lehrerausbildung seinen, bedürfe es aus seiner Sicht eben privater Initiativen.

Die Leiterin der Tilemannschule, Regine Eiser-Müller, sieht auch weiterhin einen großen Bedarf an Medienbildung. Da es noch keinen Studiengang „Medienpädagogik“ gäbe, seien die Verantwortlichen weiter auf eigene Weiterbildung und eben Initiativen wie die Digitalen Helden angewiesen. Als eine sehr positive Entwicklung bezeichnete sie die inzwischen sehr gute technische Ausstattung der Schulen. Und das wirklich schnelle Internet mit Glasfaseranbindung werde noch in diesem Jahr durch den Kreis realisiert.

Auch Michael Jung vom staatlichen Schulamt hält den in Hessen eingeschlagenen Weg für richtig. Man dürfe aber nicht nur die vielen Vorteile der Digitalisierung sehen. Die Information über den richtigen Umgang damit sowie die Untiefen des Systems seien genauso wichtig.

Der ehemalige Lions Präsident, Udo Triesch, fasste in seiner Begrüßung noch einmal die Erfolge der zurückliegenden Jahre zusammen. Über 600 Schülerinnen und Schüler konnten an den teilweise 15 Schulen im Landkreis ausgebildet werden. Mit den Klassenbesuchen dieser „Mentoren“ wurden über 16 000 Schüler für das Thema sensibilisiert. Fast 4 000 Eltern wurden im Rahmen von Elternabenden erreicht. Vor diesem Hintergrund werde er sich auch weiterhin für eine Unterstützung der Digitalen Helden durch den Lions Club Limburg-Domstadt einsetzen.

Der ehemalige Landrat Manfred Michel bezeichnete die Digitalen Helden als eines seiner „Herzensprojekte“, die der Landkreis seit einigen Jahren auch finanziell gern unterstützte. Gerade auch dieses Projekt zeichne den Landkreis gegenüber anderen Regionen in Hessen aus.

Der neu gewählte Landrat, Michael Köberle, bekam spontanen Applaus für seine Ankündigung, neuer Schirmherr der Digitalen Helden zu werden. Selbst Vater zweier Tilemannschüler habe er das digitale Zeitalter von Anfang an mitbekommen und wisse auch um die damit verbundenen Probleme und Gefahren. Die Digitalen Helden seien um so wichtiger, als digitale Medien in Zukunft unser aller Leben noch stärker prägen würden.

Nach den zahlreichen Reden und Grußworten verabschiedeten sich die Schülerinnen und Schüler in die angesetzten Arbeitskreise und Gesprächsrunden. Themen wie Datenschutz, die „Scheinwelt von Instagram“, ein Medien-Knigge oder der sinnvollen und sicheren Umgang mit Handys an der Schule standen zur Auswahl. Außerdem war die bekannte YouTuberin „Klein aber Hannah“, die auf YouTube an die 300.000 Abonnenten hat, per Video zugeschaltet.

Wie erfolgreich die bisherigen Schulungen schon waren, zeigte die Nutzung der grünen Bänder. Sie signalisierten, dass die Träger einverstanden sind, fotografiert zu werden. Eben Datenschutzkenntnisse in praktizierter Form.